Die Energiepolitik in Deutschland befindet sich im Umbruch. Während die Klimaziele für 2030 ohnehin nur schwer erreichbar scheinen, rückt nun ausgerechnet die Förderung privater Photovoltaik-Anlagen in den Fokus. Bundesministerin für Wirtschaft und Energie Katherina Reiche plant, die feste Einspeisevergütung für neue Dach-PV-Anlagen abzuschaffen oder stark zu verändern. Für Anbieter, Installationsbetriebe und Betreiber wie uns ist das mehr als ein politischer Richtungswechsel, es bedroht das derzeit erfolgreichste Modell der dezentralen Solarenergie.
- Was genau plant Bundesministerin Reiche?
- Warum der Wegfall der Einspeisevergütung für private Photovoltaik gefährlich ist
- Einspeisevergütung weiterentwickeln statt abschaffen?
Was genau plant Bundesministerin Reiche?
Die Vorschläge im Überblick – und warum sie für Eigenheimbesitzer*innen relevant sind:
- Wegfall der Einspeisevergütung für neue kleine Photovoltaik-Dachanlagen, bestehende Anlagen sollen nur über Bestandsschutz gesichert sein.
- Einführung komplexer Finanzierungsmodelle wie „Contracts for Difference“ (CfD) oder Clawback-Mechanismen als Ersatz für die klassische EEG-Förderung.
- Verpflichtende Direktvermarktung auch für kleine private PV-Anlagen.
- Netzkapazität und Standortnähe sollen stärker über Zulässigkeit und Wirtschaftlichkeit von Photovoltaikanlagen entscheiden, wer ungünstig liegt, könnte künftig leer ausgehen.
- Begründung der Regierung: Kosten senken, Systemeffizienz erhöhen und Überförderung vermeiden. Reiche argumentiert, dass PV-Anlagen mittlerweile auch ohne Einspeisevergütung wirtschaftlich seien.
Warum der Wegfall der Einspeisevergütung für private Photovoltaik gefährlich ist
1. Verlust von Planungssicherheit für Eigenheimbesitzer*innen
Seit Jahrzehnten schafft die Einspeisevergütung Verlässlichkeit. Wer Solarmodule aufs Dach setzt, kalkuliert über 15 bis 20 Jahre. Wird die Vergütung gestrichen, sinkt das Vertrauen – besonders bei Menschen ohne hohe Rücklagen. Das Motto lautet dann: “Heute lohnt sich Photovoltaik, morgen vielleicht nicht mehr.”
2. Bürgerenergie wird ausgebremst
Private PV-Anlagen sind kein Nischenprodukt, sondern die tragende Säule der Energiewende. Haushalte, Mehrfamilienhäuser, Landwirt*innen und kleine Unternehmen senken Kosten, erzeugen sauberen Strom und beteiligen sich aktiv am Klimaschutz. Wird die Förderung gekippt, geraten genau diese Akteure ins Hintertreffen und große Energieversorger gewinnen wieder die Oberhand.
3. Dachanlagen sind systemrelevant – trotz höherer Einzelkosten
Das Kostenargument ist irreführend: Dach-PV braucht keine zusätzlichen Flächen, entlastet das Stromnetz, reduziert Leitungsverluste und bringt die Energiewende in den urbanen Raum. Wer nur auf Anlagenkosten schaut, ignoriert diese Vorteile und schwächt den dezentralen Ausbau.
4. Soziale Schieflage statt Teilhabe
Ohne Einspeisevergütung wird der Solarmarkt für viele unerschwinglich. Familien mit mittlerem Einkommen oder ohne Liquidität werden abgeschreckt. Ergebnis: Solarstrom wird zum Projekt von Kapitalgesellschaften und Konzernen, die Bürgerenergie verliert somit ihre Basis.
Fazit: Einspeisevergütung weiterentwickeln statt abschaffen
Kosteneffizienz ist wichtig. Aber: wer an der falschen Stelle spart, riskiert Klimaziele, Akzeptanz und Investitionsbereitschaft. Die Einspeisevergütung war nie ein Geschenk, sondern der Hebel, der Solarenergie in Deutschland groß gemacht hat. Wer sie streichen möchte, muss erst nachweisen, dass ein neues Modell genauso zuverlässig, gerecht und zugänglich ist.
Heimwatt steht für eine Energiewende mit Beteiligung. Private Dächer sind kein Randthema, sondern das Rückgrat einer klimaneutralen Zukunft. Genau dafür setzen wir uns weiter ein.
Welche Förderung gibt es aktuell noch?
Auch wenn die politischen Rahmenbedingungen in Bewegung sind: Aktuell gibt es weiterhin attraktive Förderprogramme für private Photovoltaik in fast allen Bundesländern – zum Teil sogar zusätzlich zur Einspeisevergütung. Hier findest du detaillierte Infos.